über das Trommeln
Seit Urzeiten haben Schamanen und Medizinmänner das Trommeln benutzt, um sich selbst und andere in heilige und heilende Trancezustände zu versetzen. Der gleichmäßig schwingende Klang der Trommel kann Veränderungen von Bewusstseinszuständen hervorrufen, insbesondere in Verbindung mit tanzender Bewegung. Aus der modernen Gehirnforschung ist bekannt, dass Trommelrhythmen Gehirnströme auslösen, die im Alpha-, Delta- und Theta-Wellenbereich liegen. Dies sind Frequenzen, die eine besondere Kreativität ermöglichen und unterstützen. Künstler sollen Inspirationen erhalten und Wissenschaftler große Erfindungen machen können, aber auch Heilung wird mit diesen Trancezuständen verbunden. Körperrhythmen, wie der Herzschlag, das Atmen und tiefere Schwingungen im Organismus können harmonisiert und die körpereigenen Selbstheilungskräfte dadurch gefördert werden. Es ist möglich, dem Trommelrhythmus im entspannten Liegen zuzuhören, sich dazu tanzend zu bewegen oder aber selber zu trommeln. Besondere Voraussetzungen müssen nicht erfüllt werden. Beim Trommeln kommt es darauf an, der Intuition und den inneren Impulsen zu folgen, um den eigenen heilenden Rhythmus zu finden.
Die Wirkung der Rhythmen
Das Trommeln wirkt auf Körper, Geist und Seele gleichermaßen. Auf körperlicher Ebene können Muskelverspannungen vor allem in Schultern und Armen durch das Trommeln gelockert und gelöst werden. Blockierte Energie kommt durch das freie Ausagieren beim Trommelschlagen wieder in Fluss.
Nervöse Unruhe, Ängste, Aggressionen sowie depressive Verstimmungen können sich lösen, indem sie sozusagen „weggetrommelt“ werden.
Wenn das Trommeln mit vergleichbarer Frequenz des menschlichen Pulses erfolgt, wirkt es offenbar tief beruhigend und leitet in einen geborgenen,
teils schwebenden Zustand über, wie ihn auch Ungeborene erleben. Wohingegen schnelles und im Tempo wechselndes Trommeln starke Emotionen auslösen kann. Die Tatsache, dass Trommelrhythmen den Menschen tief berühren und ihn in veränderte Bewusstseinszustände überführen können, erklärt man sich damit, dass jeder Mensch in den ersten 9 Monaten seines Lebens Tag und Nacht den einem Trommelrhythmus ähnelnden Herzschlag der Mutter vernommen hat. Das Trommeln scheint uns somit buchstäblich „in die Wiege gelegt“ worden zu sein.
In der Musiktherapie, die sich häufig des Trommelns bedient, zeigt sich dabei immer wieder, dass sich unangenehme und belastende Zustände, wie innere Unruhe, Sorgen und Wut, im Verlaufe des Trommelns in positive Glücksgefühle umwandeln lassen.
Elementare Rhythmuserfahrung
In jedem von uns, so unvollkommen wir auch selbst zu sein glauben, schlägt ein lautloser Puls von vollkommenem Rhythmus. Es handelt sich um einen Komplex von Wellenformen und Resonanzen, der absolut individuell und einzigartig ist und uns gleichzeitig mit dem ganzen Universum verbindet. Gelingt es uns, dieses Pulsschlages innezuwerden, dann kann sich unsere persönliche Erfahrung von Grund auf verändern und damit in gewisser Weise auch unsere Umwelt.
Urpuls
Wenn wir davon ausgehen, dass der Herzschlag der Mutter unsere erste Rhythmuserfahrung ist, wird klar, warum wir uns der Wirkung der Rhythmen nicht entziehen können und warum sie der Urpuls der Musik in sämtlichen Kulturkreisen sind. Das Wissen, dass der Herzschlag des Menschen auf den Rhythmus von Trommeln reagiert, ist die Grundlage schamanischer Zeremonien in denen Musik eine zentrale Rolle spielt.
Rhythmische Unabhängigkeit
Der Vierer-Schritt ist die Basis für die folgende Übung:
Mit der Stimme sprechen wir die Silbensequenz TA-KE-TI-NA, während wir abwechselnd mit der rechten bzw. linken Hand auf den Oberschenkel der jeweils selben Körperhälfte schlagen und erfahren somit die gleichmäßige Pulsation von vier Silbeneinheiten über vier Schritte.
Im Gegensatz zum Zählen lässt sich durch Aneinanderreihung von Vokalsilben das Gefühl für den Fluss einer Pulsation am intensivsten erleben.
Ein weiterer Sinn dieser Übung ist es, die Unabhängigkeit der rechten von der linken Hand zu erleben und ein Gefühl für die Bewegungszusammenhänge der rechten und der linken Körperhälfte zu bekommen. Wie wir wissen, wird der rechten Körperhälfte die linke Gehirnhälfte zugeordnet, in der die Vernunft, das Zentrum des rationalen Denkens sitzt. Die linke Körperhälfte gehört dementsprechend zur rechten Gehirnhälfte, die für die Gefühle, Intuition, Kreativität und bildhafte Assoziationen verantwortlich ist. Diese polare Struktur unseres Gehirns lässt sich durch rhythmische Körperarbeit aktivieren und unterstützt uns darin, zu einem ganzheitlichen Verständnis der Dinge zu gelangen.
Stille
Hörbare Pulsation und stiller Puls sind die beiden Aspekte elementarer rhythmischer Kraft. Viele Menschen verbinden Trommeln mit Krach oder sogar unerträglichem Lärm. Wir kennen das sehr gut von uns selbst – wenn der eigene innere Rhythmus nicht fließt, ist es kaum möglich mit dem äußeren Rhythmus in Einklang zu kommen.
Die Stille ereignet sich ohne unser Zutun, denn alles Zutun verursacht Geräusche und bereits das kleinste Geräusch unserer Gedanken bedeutet Lärm gegenüber der Stille. Die Stille wird zu einem der größten Lehrmeister und lädt uns ein, uns voll und ganz dem Hören hinzugeben. Deshalb sind die Pausen so wichtig beim Trommeln – die Lücken zwischen den Schlägen ermöglichen es uns, die Stille tatsächlich wahrnehmen zu können.
„Trommeln ist die Verpackung der Stille“ (Autor unbekannt)
Rhythmisch-Musikalisch
Kommunikation kann beim Trommeln auf besondere Weise gefördert werden. Trommeln fordert einerseits Ruhe und andererseits Ausdauer. Beides Faktoren, die heute bei vielen Menschen leider oftmals zu kurz kommen. Indem wir während des Trommelns singen, trainieren wir unsere Unabhängigkeit. Anfangs bereitet das mitunter etwas Schwierigkeiten, doch nach einigem Üben kann dabei erfahren werden, wie befreiend sich diese Gleichzeitigkeit auf uns Menschen auswirkt.
Fähigkeiten, die gefördert werden:
— Körperwahrnehmung (Kinästhesie)
— Konzentrationsfähigkeit
— Motorische Fähigkeiten (Bewegungs- u. Gleichgewichtssinn)
— Musikalische Ausdrucksfähigkeit (emotionale Beteiligung)
— Phantasie und Kreativität (Assoziationsfähigkeit)
— Räumliche Wahrnehmung
— Sensibilisierung des Gehörs
— Soziale Kompetenz (z.B. Aufgabenstellung Führen u. Folgen)
— Tast- und Spürsinn (taktile, haptile Sinneswahrnehmung)
Quellennachweise:
Die Welten der Trommeln, Töm Klöwer
TA KE TI NA – Der Weg zum Rhythmus, Reinhard Flatischler